Wie Sigrid Brell-Cokcan an Baumaschinen forscht

2022-10-08 18:47:12 By : Ms. Grace Xu

Warum sehe ich FAZ.NET nicht?

Permalink: https://www.faz.net/-in9-atl2h

Aktuelle Nachrichten aus Politik, Wirtschaft, Sport und Kultur

Herausgegeben von Gerald Braunberger, Jürgen Kaube, Carsten Knop, Berthold Kohler

Sigrid Brell-Cokcan Bild: Stephan Brendgen

Für Sigrid Brell-Cokcan ist die Baustelle das Labor. Sie erprobt, wie vernetzte Maschinen Arbeiten verändern und Menschen Lasten abnehmen können.

Permalink: https://www.faz.net/-in9-atl2h

D er Drehort des Youtube-Films ist nicht sonderlich spektakulär. 10.000 Quadratmeter Schotterfläche im Aachener Westen, im Hintergrund der Lousberg, Hausberg der Kaiserstadt. Was dann aber zu sehen ist, beeindruckt. Eine rollende Bohrmaschine zuckelt über die Fläche, stoppt vor einem Betonblock, fährt den Bohrer aus und fräst ein passgenaues Loch. Viele Meter weit weg steht ein Student, tippt auf dem Laptop, um der Maschine klarzumachen, was sie zu tun hat. Schweiß fließt keiner, den haben die Studierenden und ihre Dozenten vorher vergossen, als sie am „Center Construc­tion Robotics“ der Aachener RWTH herausgefunden haben, wie das geht.

Sigrid Brell-Cokcan leitet das Institut und hat den Lehrstuhl für individualisierte Bauproduktion gegründet. Die 49 Jahre alte Professorin ist die Initiatorin der ersten Referenzbaustelle Europas, die ihr Institut zusammen mit einem interdisziplinären Team der Uni und einem europäischen Industriekonsortium betreibt. Ein Reallabor, um neue Bauprozesse und Produkte, vernetzte Maschinen, den Einsatz von Robotern, Softwarelösungen unter realen Bedingungen zu erproben.

Jüngst gab es eine Festwoche mit Politprominenz und Sonnenschein. An diesem Vormittag gießt es auf der Testbaustelle wie aus Eimern, also Rückzug in die Baucontainer. Ursprünglich hat sich Sigrid Brell-Cokcan mit ganz anderen Schwerpunkten beschäftigt, nämlich den künstlerischen Seiten der Architektur. Studiert hat sie in Wien. Ihr Mann, mit dem sie seit 25 Jahren zusammen ist, ist ebenso Architekt und hat ein Büro in Istanbul.

Warum ist sie Architektin geworden? „Architektur ist etwas sehr Greifbares, die gebaute Umgebung betrifft den Menschen, ob er wohnt oder arbeitet.“ Durch Zufall ist sie vor 16 Jahren zur Robotik gekommen, „so wie die Jungfrau zum Kind“, nämlich durch ein innovatives Projekt, das sich damit beschäftigte, welche Geometrien sich mit CNC-Technologien darstellen lassen. Das Kürzel bedeutet Computerized Numerical Control und meint Werkzeugmaschinen, die durch den Einsatz von Steuerungstechnik in der Lage sind, Werkstücke mit hoher Präzision auch für komplexe Formen automatisch herzustellen.

Beim Stichwort Industrierobotik schrillen bei vielen die Alarmglocken: Werden noch mehr Menschen durch Maschinen ersetzt? Brell-Cokcan widerspricht routiniert: Es gehe nicht um weniger, aber um andere Jobs, um kostengünstiges, sicheres und nachhaltiges Bauen. „Wir erforschen bessere Assistenzsysteme, die Maschinen sollen den Menschen dienen und von sich aus wissen, wie sie sich präzise positionieren, um zum Beispiel besser bohren zu können.“ Das mache die Arbeit sicherer in einer Industrie mit hoher Unfallrate, besonders im Umgang mit großen Maschinen wie Baukränen, die schwere Lasten bewegen. „Verhält sich die Maschine falsch, kann man das vorher erkennen und stoppen.“

Außerdem bewegt sie die Frage, wie eine Baustelle effizienter gestaltet werden kann, um Energie, Material und Ressourcen zu sparen. „Mithilfe der Robotik können wir Prozessoptimierungen besser erkennen.“ Das ist billiger und nachhaltiger. Ein weiteres Projekt hat den kontrollierten Rückbau im Fokus. „Beton wird nicht schlecht, sondern reift mit dem Alter.“ Man versuche, Material vor der Mülldeponie zu sichern und in den Kreislauf des Bauens zurückzuführen. Zum Beispiel gehe es darum, eine Abbruchmaschine so zu steuern, dass sie Betonblöcke aus Gebäuden herausschneidet, um diese als Bauteil wieder zu verwenden. Das nennt sich Upcycling von Material und nicht Recycling, wo Beton zerschreddert wird, um ihn etwa für den Straßenunterbau zu nutzen.

Permalink: https://www.faz.net/-in9-atl2h

Cobots : Kleine Roboter für die Großbäckerei

Cobots, die Seite an Seite mit Menschen arbeiten, drängen ins Handwerk. Fanuc, der Robotik-Pionier aus Japan, drängt mit.

FAZ Plus Artikel: Fünf Beispiele : Die kreativsten Ideen für unsere Energiezukunft

Jede Kilowattstunde zählt. Im Geiste Daniel Düsentriebs suchen kreative Ingenieure nach neuen Lösungen. Fünf Beispiele für das Tüfteln, aber auch das Scheitern an unserer Energiezukunft.

FAZ Plus Artikel: Besuch in Stihl-Fabrik : Woher die Kettensägen kommen

Keine blutrünstigen Killer, nur schwäbelnde Mitarbeiter mit einer Leidenschaft für Kettensägen: In Waiblingen bei Stuttgart fertigt das Familienunternehmen Stihl Kettensägen, die schneller beschleunigen als jedes Auto.

AfD gewinnt dazu : Die Profiteure der Angst

Ukraine : Großbrand auf Krim-Brücke offenbar gelöscht

Krieg in der Ukraine : Putins Propagandisten haben die Lügen satt

Mark Zuckerberg : Ein Armutszeugnis für Facebook-Konzern Meta

© Frankfurter Allgemeine Zeitung GmbH 2001 - 2021 Alle Rechte vorbehalten.

Wissenschaftlerin aus Aachen: Die Bauroboter-Professorin

Für Sigrid Brell-Cokcan ist die Baustelle das Labor. Sie erprobt, wie vernetzte Maschinen Arbeiten verändern und Menschen Lasten abnehmen können.

Ein Fehler ist aufgetreten. Bitte überprüfen Sie Ihre Eingaben.

Vielen Dank Der Beitrag wurde erfolgreich versandt.